Die Werkzeuge und deren Anwendung

Wilhelm Dreier Mollenhauer in Grevenhagen

In der kleinen Ortschaft Grevenhagen finden wir
einen
der letzten seines Standes.
Den Landwirt, Maurer und Mollenhauer Wilhelm Dreier.

Im Mai 2009 erzählt er über sein Handwerk und seine Werkzeuge.
Hans-Ulrich Rüngener hat zugehört und fotografiert.



Mann kann sich heute kaum vorstellen, wie es war die Bäume fernab des Dorfes zu zweit zu sägen. Oft war es Winter und der Schnee lag damals höher als heute. Dann die Stämme mit dem Ochsengespann, dem Pferd oder später dem Traktor nachhause zu ziehen. Dort wurden sie dann mit Keilen maßgerecht gespalten.
Diese Winter-Arbeit wurde auf dem Hof oder in der ungeheizten Scheune verrichtet, 10-12 Stunden wurde so am Tag gearbeitet.



Der Stamm aus Weiden-, Buchen- oder Pappelholz wurde mit solchen Sägen auf Länge gesägt.
Diese Zweimann-Säge ist noch scharf und funktionstüchtig wie ein kurzer Test an einem dicken Ast ergab.



Die oft genutzen Spaltkeile um die Stämme zu halbieren.



Hier sieht man die gebogenen Keile in eine Molle getrieben, darüber, etwas unscharf, die Axt des Mollenhauers, mit der die Keile ins Holz getrieben wurden.



Diese krummen Keile waren mit Absicht so gearbeitet - nur diese Form erlaubte es aus der Stammhäfte ein vollständiges Stück Holz herauszuarbeiten. Einfach den Stamm aushöhlen, sprich den Inhalt zu Spänen verarbeiten, konnte sich kein Hauer leisten. Das kostbare Holz wurde dergestalt aus dem Stamm getrieben, dass eine weitere, kleinere Molle aus dem so gewonnenen Stück hergestellt werden konnte.
Gerade Keile würden einfach durch den Stamm gehen und "unten" wieder herauskommen.




Hier sieht man, im unteren Bereich, wie diese Keile im Holz gesetzt wurden um den Kern des Stammes vollständig heraus zu arbeiten.

Gleichzeitig liegt auf dem Holz das Beil des Mollenhauers - auffällig ist hier die schräg geschmiedete Klinge. Sie erleichtert, wie auf dem unteren Foto zu sehen, die Bearbeitung von Rundungen, der Arbeiter muss die Hand nicht mehr so stark verdrehen.




Der Rohling für eine Schüssel wird mit dem speziellen Mollenhauerbeil zugerichtet.






Zum aushöhlen wurden sogenannte Dechsel bzw. Deichsel verwendet, jeder Mollenhauer hatte eine ganze Sammlung verschiedener Grössen und Rundungen.



Hier sind deutlich die Spuren des Schmiedehandwerks zu sehen





Herr Dreier freut sich über jeden, der sein Handwerk ausprobieren möchte - ich kann nun aus eigener Erfahrung sagen, es erfordert ein gerüttelt Maß an Kraft und Ausdauer um auch nur ein paar Späne aus dem Buchenrohling zu holen - Respekt vor dem, der mannshohe Mollen herstellt.




Hier, auf der angefangenen Molle, Glätteisen oder auch Ziehmesser genannt für die Aussenbearbeitung und ein "Kratzer" für die Innenrundungen.




Eine Schanne oder auch Joch genannt. Links und rechts waren Ketten oder Seile montiert, daran konnten Eimer oder Körbe besfestigt werden. Die Schanne über die Schulter gelegt, die runde Aussparung ist für den Hals, konnte man schwere Lasten transportieren.



Hier sieht man die groben Bearbeitungsspuren - vor dem Verkauf wurden diese fein geglättet.


   

Eine Getreideschaufel, mit ihr wurde das Korn vom Spelz getrennt. In die Luft geworfen flogen die schwereren Körner weiter, während der leichte Spelz senkrecht zu Boden fiel. Beachten Sie die handwerkliche Fertigkeit, Stiel und Schaufel sind aus einem Stück gearbeitet.




Hier sehen Sie eine kleine Auswahl der Produkte: Vesperteller, Buttermollen, kleine Schaufeln um Korn aus Säcken umzufüllen, die grösseren wurden zur Vereteilung des Schweinefutters genutzt. Die Erzeugnisse waren in der Regel sehr haltbar - grosse Mollen zum Schweinebrühen hielten 60 - 70 Jahre. Heute nimmt man die Mollen für den Blumenschmuck. Mancher Gastwirt bestellt noch Heute die rustikalen Teller für seine Gäste beim "Rittermal".







Wilhelm Dreier ist heute über siebzig Jahre alt und weiß spannend von seinem Handwerk und dem Leben der Bauern im letzten Jahrhundert zu erzählen.
Vielen Dank dafür.




Text und Bilder:  Hans-Ulrich Rüngener