Aussichtsturm Telegrafenstation 31 Lattberg Entrup



Die Königlich-Preußische Telegrafenlinie

Nach dem Ende der Befreiungskriege sprach der Wiener Kongress Preußen 1815 die Rheinprovinzen und Westfalen zu. Dies veränderte die außenpolitische und militärische Situation des Königreichs wesentlich. Es bestand die Notwendigkeit, eine schnelle und sichere Nachrichtenverbindung vom preußischen Kernland in diese exterritorialen Landesteile herzustellen.

Ab 1832 wurde zwischen Berlin und Koblenz über Potsdam, Magdeburg und Köln eine optisch-mechanische Nachrichtenverbindung errichtet, die auf der Gesamtstrecke von 1833 bis 1849 in Betrieb war. Auf dem Teilstück Köln-Koblenz telegrafierte man noch bis 1852.



Der Signalmast von Entrup




Die "Maschine" - über jeweils drei Hebel können die sechs, mit Seilen verbundenen, Signalarme gesteuert werden.



Die Nachrichtenübermittlung

Auf einer Strecke von ca. 600 Kilometern wurden auf 62 Stationen Signalanlagen mit drei beweglichen Flügelpaaren errichtet. Dafür nutzte man vorhandene Bauwerke, wie Kirch- und Schlosstürme oder errichtete eigens entwickelte Funktionsbauten.
Die Nachrichtenübertragung basierte auf einem dekadischen Zahlensystem. Definierte Stellungen der Telegrafenflügel stellten Zahlen, oder Zahlenkombinationen dar, denen Wortbedeutungen zugeordnet waren. Depeschen verschlüsselte man mit Hilfe dieses Systems und gab sie von Station zu Station weiter.

Bei guten Bedingungen gelang es, eine Depesche innerhalb von ca. 1,5 Stunden von Berlin nach Koblenz zu „senden". Meldungen per reitenden Boten benötigten für diese Strecke ca. 3 bis 4 Tage. Die preußische Telegrafenlinie war eine militärische Einrichtung. Das Telegrafenpersonal unterstand der preußischen Armee. Auf einer Station versahen zwei Telegrafisten ihren Dienst.



Blick von der Telegrafenstation Oeynhausen auf die Station Entrup ca. 6,2 km entfernt
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Die Station Nr. 31 Entrup

Etwa 100 Meter weiter nördlich des heutigen Turmstandortes, auf der dem Weg angrenzenden Ackerfläche, stand mit der Nummer 31 die mittlere der insgesamt 61 Stationen der optischen Telegraphenlinie Berlin-Koblenz. Vom Gipfel des Lattbergs (231 m NN) waren in östlicher Richtung die Station 30 bei Vörden und in südlicher Richtung die Station 32 bei Oeynhausen zu sehen. Betrieben wurde die Station von 1833 bis 1849. 

In den Kirchenbüchern ist aufgezeichnet, dass am 3. April 1834 in der „Tellegraphenstation 31 bei Entrup“ das Kind „Maria Louisa Mathilde“ abends um dreiviertel Neun ehelich geboren wurde. Als Eltern sind der „Tellegraphist“ Franz Hasse und Elisabeth Bouishard verzeichnet. Die Taufe nahm am 17. April 1834 in Sommersell der Pfarrer Wilhelm Neisen vor. Als einer von mehreren Taufzeugen ist der „Tellegraphen Assistent“ Heinrich Tusch benannt.


Nächste Stationen in Richtung Koblenz

32 Oeynhausen, Finnstätte
33 Altenbeken, Rehberg
34 Schwaney, Broksberg


Nächste Stationen in Richtung Berlin

30 Vörden, Hungerberg
29 Fürstenau, Köterberg
28 Warbsen, Burgberg


Text:
Josef Köhne, Ortsheimatpfleger von Entrup 
© Fotos: Hans-Ulrich Rüngener Grevenhagen